Kulturtransfer

Susanne Altmann, Art - Das Kunstmagazin, 04/2017

Am Anfang war Familie Tez­can: Vater Cengiz, ein sym­pathischer Jungpatriarch und seine fröhliche Frau Gülden, die Töchter Gülay und Melike sowie der klei­ne Sohn Yasin. Alle äußerst beweglich. Es könnte ein Werbeclip für familiäre Fitness sein, den Künstlerin Nevin Aladağ da 2001 produziert hat. Denn die fünf, im Sportdress, tanzen und springen zu Rap­Rhythmen, was das Zeug hält. Der damals 33­jährige Cengiz erklärt, dass er schon seit 16 Jahren als Break­dancer unterwegs ist und untermauert dies mit ein paar schwindelerregenden Drehu­ngen. Überraschend stimmt Gülden ein getra­genes, wohl türkisches Lied an und bewegt sich dazu in orientalisch anmutenden Gesten.


Mit leichtem Erstaunen erzählt Aladağ, dass ausgerechnet dieses Video noch heute, viele Jahre nach seiner Entstehung, zu ihren gefragtesten Arbeiten gehört. Doch so über­raschend ist das nicht, denn Familie Tezcan enthält im Grunde bereits die gesamte Re­zeptur für den künstlerischen Erfolg der türkischstämmigen Berlinerin: Kulturtransfer und mikrosoziologische Beobachtung, Tradi­tion und Assimilation, Performance, Tanz und immer wieder musikalische Elemente – kombiniert auf äußerst sinnliche, meist unterhaltsame Art und Weise. Mit ihrem Bei­trag zur documenta 14 in Athen setzt sie er­ neut auf diese erprobten Inhaltsstoffe, je­ doch in einer ganz anderen Darreichungs­ form. Dort richtet sie ein Musikzimmer ein, möbliert mit einem Ensemble von fantasie­ vollen Instrumenten, die regelmäßig zum Klingen gebracht werden.


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Ausführlicher Artikel, erschienen in der Art Ausgabe von April 2017, unter folgendem link.