Deutschland ausatmen

Ulrike Knöfel, Der Spiegel, 04/2017

Zum ersten Mal findet die Documenta nicht nur in Kassel, sondern auch im Ausland statt, in Athen. Die Kuratoren setzen auf die Wirkung einer verzweifelten Stadt – und stoßen damit auf Kritik.


Sollte Kassel in Rauch aufgehen oder wenigstens das, wofürr diese mittelgroße und irgendwie graue hessische Stadt wundersamerweise steht? Dafür, alle fünf Jahre ein Machtzentrum zu sein, in dem ein Kurator oder eine Kuratorin ent- scheidet, welche Kunst zählt, und zwar weltweit.


In diesem Jahr eröffnet eine weitere Documenta, es ist die 14. Ausgabe dieser 1955 noch zwischen Ruinen gegründeten Kunstausstellung. Jede der bisherigen veränderte die Kunstwelt, die Grundlage, auf der über Kunst diskutiert wird. 2017 will sie sich selbst den gewohnten Boden entziehen.


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Im Konservatorium in Athen wird auch Nevin Aladağ ausstellen, sie kam in der Türkei zur Welt, wuchs in Deutschland auf. Über die Lage im Land ihrer Vorfahren möchte sie nicht sprechen, vielleicht deshalb, weil ihre Kunst grundsätzlicher gemeint ist. Für die Documenta entwickelte sie ihre Serie der „Musikzimmer“ weiter. Aus Töpfen, Tischen und Sesseln, die sie in diesem Fall in griechischen Flohmärkten fand, wurden unter anderem Trommeln, Westerngitarren, Glockenspiele. Formen, Funktionen, Kulturen vermischen sich. Erstmals wird mit solchen Objekten ein Konzert veranstaltet. Die Bourgeoise eines Musikzimmers verwandelt in einer Freestyle-Session. Aladağ sagt, sie gebe den Musikern keine Richtung vor.


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