Künstlerprotokolle: Wie politisch ist die Documenta in Athen?

Catrin Lorch, Kia Vahland, Süddeutsche Zeitung online, 04/2017

Die 14. Documenta ist durch und durch politisch. Und in einem Jahr wie diesem gibt es viele Aspekte, die die Künstler aufgreifen können: Trump, der Krieg in Syrien, die Flüchtlingsproblematik. Fünf von ihnen erläutern, was sie antreibt, ob ihre Werke tatsächlich ausnahmslos politische Botschaften transportieren und was sie sich von der Documenta in Athen versprechen.


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“Ich habe für diese Documenta alte Stühle, Tische, Sessel zu Musikinstrumenten umgebaut. Man kann sie ausprobieren. Einige klingen wie traditionelle griechische Saiteninstrumente, haben aber doch einen ganz eigenen Charakter. Manche werden auch in Nachbarländern wie der Türkei, der Heimat meiner Familie, gespielt. ‘Von Athen lernen’, das Motto der 14. Documenta, bedeutet für mich, ortsbezogen zu arbeiten, zu schauen, wie sich das Leben hier etwa von unserem in Deutschland unterscheidet. Es ist eindrucksvoll, mit wie viel Nachbarschaftshilfe die Leute auf die ökonomische Krise reagieren, auch die Künstler hier schaffen quasi aus dem Nichts, ohne Förderung, völlig Neues. Griechenland wird in Deutschland seit einigen Jahren sehr kritisch gesehen, es heißt, da wollen wir nicht noch mehr Geld reinbuttern. Athen hat in den Augen der deutschen Öffentlichkeit nichts Attraktives mehr, gerade deshalb finde ich die Entscheidung, hier die Documenta abzuhalten, so mutig und richtig. Das wirkt der Verachtung entgegen und stellt die Trennung in Privilegierte und Nichtprivilegierte infrage. 


Ich mag es nicht, wenn meine Kunst immer auf meine türkische Herkunft bezogen wird. Jeder ist irgendwo geboren, ohne das beeinflussen zu können, warum soll die Herkunft bei mir eine größere Rolle spielen als bei anderen? Politische Kunst ist für mich, wenn es nicht immer nur darum geht, wo jemand herkommt, sondern wenn sie zu einer sozialen, ökonomischen, humanen Aussage findet. Zu plakative Arbeiten gefallen mir nicht, ich selbst versuche eher, subtiler zu arbeiten und sehe das auch bei vielen anderen Positionen auf der Documenta.”


Nevin Aladağ


Kompletter Artikel, am 11. April 2017 erschienen, unter diesem link.