Nevin Aladağ. Einheit und Kampf der Ornamente

Ingeborg Ruthe, Berliner Zeitung, 11/2010

Der Kampf tobt auf einem purpurroten Spielfeld aus weichem Webflor. Runde und rechteckige Markierungen sind deutbar als Tore, als Strafraum, als Spielfeldmitte. Diese geometrische Aufteilung lässt freilich zugleich auch an Planeten und Koordinaten im Weltall denken. Durch die Mitte des Bildganzen geht eine scharfe vertikale Linie. Aber Linien gibt es im echten Kosmos nicht, dafür Spiralnebel, Milchstraßen, Sonnensysteme, Sterne, Trabanten. Und gefährliche Meteoriten. Außerdem von Menschen hochgeschickte Raumschiffe und Raumstationen. Weltbilder und Kampfbilder. Eine dieser seltsam sanftaggressiven Szenen der vor 37 Jahren im türkischen Van geborenen Künstlerin Nevin Aladağ steht auf zierlichen schwarzen Holzfüßchen, sachte gelehnt an die weiße Wand der Galerie Wentrup. Andere tafelbildhafte Gewebe-Collagen hängen sich gegenüber, schicken einander ihre merkwürdigen suggestiven ornamentalen Signale. Hier wurde nicht gemalt, sondern gewebt, Gewebtes geschnitten und zu Collagen verklebt. Nevin Aladağ hat mit ihrer eigenwilligen Formensprache und Materialästhetik mittlerweile in ganz Europa Ausstellungen realisiert.


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